Klimabewegung gegen EU-Taxonomie

Aktivisten vor gebastelten Kühltürmen
Aktivist:innen protestieren vor der EU-Kommission in Brüssel Foto: Kaycee Hesse

Ein kleiner Platz vor dem Gebäude der europäischen Kommission in Brüssel. Einige Aktivist:innen sind dabei zwei kleine, selbstgebaute Kühltürme aus Metall und Stoff von einem Anhänger zu laden.

Es ist Donnerstag der 13.01.2022, das Jahr hat gerade erst begonnen und schon sind die Aktivist:innen von Fridays for Future und Youth for Climate, wie sich die Bewegung in Belgien nennt, in der belgischen Hauptstadt auf der Straße. Einige Autofahrer:innen schauen neugierig, während die jungen Klimaschützer:innen die für Atomkraftwerke charakteristischen weißen Kühlturme aufbauen. Es ist keine zwei Wochen her seit die Vorschläge der EU-Kommission bekannt sind, Gas und Atomkraft als umweltfreundliche Energiequellen einzustufen und die Proteste dagegen lassen nicht lange auf sich warten. „No more bla bla bla – Protect climate + nature“ steht auf einem Banner und spielt auf Greta Thunbergs Rede zur COP26 Ende letzten Jahres in Glasgow an, in der sie anprangerte, die Politiker:innen würden die Zukunft der jungen Menschen nicht ernst nehmen und nur so tun, als würde sie Klimaschutz und Generationengerechtigkeit interessieren. Die Klimaschützer:innen von Fridays for Future kritisieren die Pläne der EU-Kommission und fordern unter anderem Deutschland auf, sich klar dagegen zu positionieren. Nicht nachhaltigen Energiequellen würde einfach so ein grüner Anstrich verpasst, obwohl sie nicht klimafreundlich seien.

Zwei Jugendliche in weißen Schutzanzügen bestreichen die selbstgebauten Kühltürme mit grüner Farbe, als Zeichen des „Greenwashings“, dass die EU-Kommission aus ihrer Sicht betreibt. „Nicht unsere Taxonomie“ und „Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge“ steht auf den Schildern der Aktivist:innen.

Inzwischen haben sich an die 50 Menschen auf dem kleinen Platz versammelt, darunter auch viel Presse. Das Team ist sehr international aufgestellt. Es gibt mehrere Redebeiträge von Aktivist:innen aus Belgien, Italien, Polen, Frankreich und Deutschland, zuletzt spricht auch Luisa Neubauer. Nach gut drei stündiger Verspätung ihres Zuges, stößt sie schließlich dazu. „Diese Greenwashing-Taxonomie hilft nicht beim Erreichen der Klimaziele, sie unterwandert sie“, meint die 25-jährige. EU-Abgeordnete lassen sich keine blicken. Die Stimmung ist insgesamt entspannt, aber zielgerichtet auf die Forderung nach weniger Worten und mehr Taten in Sachen Klimaschutz. Man hat das Gefühl, Kundgebungen wie diese sind inzwischen Routine für die jungen Menschen. Nach der Veranstaltung zerstreuen sich die Aktivist:innen in alle Himmelsrichtungen, ein paar bleiben noch, holen sich Heißgetränke und sprechen über kommende Aktionen. Luisa Neubauer muss nach dieser kleinen Pause gleich wieder weiter, sie fährt nach Grenoble zur nächsten Demonstration.

Inzwischen, Anfang Februar, sind die Pläne der europäischen Kommission beschlossen. Trotz massiver Kritik insbesondere von Umwelt- und Klimaschützer:innen, werden Investitionen unter bestimmten Auflagen in Gas und Atomkraft künftig als klimafreundlich gelten. Auch auf das Drängen Deutschlands hin, wurden die Auflagen für Gaskraftwerke im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf noch einmal gelockert. „Wir kommen uns gerade ziemlich verarscht vor“, postete Fridays for Future Deutschland als Reaktion daraufhin auf den eigenen Social-Media-Kanälen.

Artikel von Kaycee Hesse
Landau der 09.02.2022

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